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Dies ist mein zweiter Beitrag zum Simlane 10-Projekt. Alle Informationen dazu sowie die Aufgabenbeschreibungen finden sich in diesem kuscheligen Forum. Mitmachen ist übrigens jederzeit erlaubt!

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Update 07.09.11: Kapitel 4


Dienstag, 6. September 2011

Kapitel 4: Hattu Möhrchen?


Ist das denn zu fassen? Die haben mich doch tatsächlich wegen versuchten Mordes in den Knast gesteckt! Bis zum Gerichtsverfahren muss ich in der Zelle versauern, es sei denn, jemand bringt eine Kaution für mich auf - aber 15 000 Simoleons sind nun nicht gerade ein Betrag, den hier irgendwer so nebenbei im Geldbeutel mit sich spazieren trägt. Nicht auf einer Insel, auf der das hart erarbeitete Geld umgehend in AussieBum-Höschen und Fitnessstudio-Abonnements umgesetzt wird.


Mein neues Zuhause ist erwartungsgemäß eine Zumutung - ein verrosteter Eimer und ein Waschbecken bilden das Badezimmer (das bei Regen dank des undichten Daches wie durch Zauberhand auch eine Dusche bietet), das praktischerweise nahtlos in eine fensterlose Schlaf/Wohnzimmerkombination übergeht. Und die vergitterte Zellentür macht jeden meiner Waschgänge zur Peepshow für meinen Bewacher, Officer Klimt. Der dementsprechend häufig und gerne durch die Gitterstäbe schielt.


Thatcher Klimt ist eigentlich ganz nett - wäre er nicht mein Gefängniswärter, wir könnten gewiß beste Freunde werden. Wir halten des Öfteren ein Schwätzchen durch die Gitterstäbe, und dadurch weiß ich bereits, daß er augenblicklich das Single-Leben genießt und die Arbeit hier auf der Insel üblicherweise total öde findet. Zumeist erschöpft sich seine gesetzhütende Aufgabe auf das Verteilen von Strafzetteln wegen falschgeparkten Surfboards. Daß der Mordanschlag auf Albany Capp als DAS Verbrechen des Jahrhunderts in die Annalen von Cockatoo Island eingehen wird und er den mutmaßlichen Mörder überführen und verhaften konnte, hat Officer Klimt schlagartig zur Inselberühmtheit gemacht und sein tristes Arbeitsleben in einen farbenfrohen Krimi zum Fingernagelknabbern verwandelt. Was mich nicht im Geringsten tröstet!


Eddie erweist sich einmal mehr als treue Seele und bringt bei seinem Antrittsbesuch in meinen neuen vier Wänden sogar selbstgebackenen Erdbeerkuchen mit.
"Ich habe eine geheime Zutat mit hineingebacken." sagt er mit verschwörerischem Augenzwinkern. Vielleicht hat ihm aber auch gerade ein steifgesprühtes Ponyhaar in den Augapfel gepiekst.


Fluffiköpfchen hat nicht nur Kuchen mit undefinierbaren Inhaltsstoffen, sondern auch erstaunliche Neuigkeiten im Gepäck. Meine Verhaftung hat auf Cockatoo Island hohe Wellen geschlagen. Offenbar ist Albany Capp derart unbeliebt, daß ein Großteil der Einwohnerschaft es zutiefst bedauert, daß mein Wachroboter ihn nicht endgültig in die ewigen Jagdgründe befördert hat. Es wurde sogar eine Initiative gegründet, die nun genügend Geld sammeln will, um mich bis zum Prozess aus dem Kittchen auszulösen. Free Nemo heißt die erstaunlich populäre Bewegung.


Das plötzliche Zersplittern meiner Zähne macht mich mit der geheimen Ingredienz in Eddies Kuchen bekannt - offenbar hat er in seiner Jugend zuviele Dick-und-Doof-Filme geschaut, denn er hat eine Feile in den gedeckten Erdbeerboden gebacken.
Dumm nur, daß es sich um eine zierliche Nagelfeile handelt, die mit soliden Gitterstäben eindeutig überfordert ist. Aber was sind schon ein, zwei abgebrochene Zähne, wenn man perfekt manikürte Hände hat?
Die Zahnstücke lege ich jedenfalls unter's Kopfkissen und wünsche mir von der Zahnfee baldigen Haarausfall auf Eddies Schädel.


Auch mein Liebster macht seine Aufwartung im Besucherraum des Gefängnisses, um mich zu trösten und mir seelisch-moralischen Beistand zuzusprechen. Außerdem hat er natürlich ein Geschenk mitgebracht, diesmal ein ausgesprochen häßliches Ungetüm von einem Plüschbären in rosafarbenem T-Shirt.
"Für mein süßes Bärchen!" schnurrt er mir ins Ohr, bevor er in selbiges auch noch seine Zunge steckt. Ich schmelze dahin.


Um Mitleid zu erregen, schildere ich meinen Knastaufenthalt in den greulichsten Farben. Farzan äußert zwar sein Mitgefühl, will aber trotzdem nicht die Geldbörse zücken, um mich auszulösen. Dabei sollte ein ehemaliges Football-Idol doch einiges an Kohle angespart haben!
Nicht mal die Geschichte mit der Seife, die mir in der Dusche herunterfiel, zieht. Spätestens als ich gestehe, daß ich momentan der einzige Insasse bin, verliert sie einiges an Brisanz.


Auch Farzan weiß von Rettet Nemo! "Ich habe bereits 100 § gespendet!" verkündet er mir mit stolzgeschwellter Brust. Ich sehe schon, Großzügigkeit haben ihm seine Eltern nicht in die Wiege gelegt. Dafür aber die hinreißende Brust, die nicht nur der Stolz anschwellen ließ. Deshalb sehe ich ihm diesen kleinen Fehler gerne nach. Und Farzan gerne an.


Zum Abschied gibt mir mein Lover noch den wohlmeinenden Rat, doch mal wieder zum Zahnarzt zu gehen, da mein Lächeln ein wenig lückenhaft ausschaue. Ich grummele zurück, daß ich das gerne tun werde, sobald der Gefängniszahnarzt seine nächste Stippvisite macht. Und merke, daß Farzan mit Sarkasmus überhaupt nichts anzufangen weiß. und nun tatsächlich glaubt, es gebe einen Gefängniszahnarzt, der auch noch kostenlose Kronen verteilt.


Ich bin es nicht gewohnt, alleine zu sein. Zuhause ist stets jemand um mich herum, und wenn es nur ein flauschiger Bobtail ist. Selbst Officer Klimt schaut nur ab und an vorbei, um mir meine Essensrationen zu bringen und einen Schwatz zu halten - gerne zu den Zeiten, zu denen er mich unter der Dusche vermutet.
Da ist es nicht weiter verwunderlich, daß mich die Einsamkeit der klaustrophobisch engen Zelle in kürzester Zeit zur Verzweiflung treibt. Wenn nicht gleich jemand zu Besuch kommt, flippe ich noch aus. AaaaaAAAARGH!


In diesem Moment der Agonie plumpst ein riesiger Hase durch's undichte Gefängnisdach in meine Zelle.
Ist Ihnen schonmal ein zwei Meter großes Plüschkaninchen mit nur einem Auge vor die Füße gefallen? Mir ist das nicht einmal nach dem Besuch in einem Coffee Shop in Amsterdam passiert. Sie können sich also vorstellen, wie surreal dieser Augenblick für mich ist.


"Amsterdam!" schreie ich das Häschen in einem plötzlichen Moment der Erleuchtung an. "Wie bitte?" fragt Hasi verwirrt zurück.
Das zurückgewonnene Bruchteil meiner Erinnerung löst ein Feuerwerk in meinen Gehirnsynapsen aus. Zu irgendeinem Zeitpunkt meines Lebens habe ich anscheinend in Amsterdam gelebt, ich bin mir hundertprozentig sicher! Warum sonst tanzen Bilder von langen Grachtenspaziergängen und den damit verbundenen Ängsten, von rücksichtslosen Radfahrern über den Haufen geradelt zu werden, vor meinem inneren Auge herum?


Ich könnte jauchzen vor Freude und falle dem schmuddeligen Mümmelmann um den Hals. Was mir auch die Gelegenheit verschafft, den Körperbau unter der Velourhülle zu erfühlen. Hm, ich denke mal, ein männliches Modell, vorne fehlen nämlich die Airbags. "Wer bist Du eigentlich?" fällt mir schließlich nach längerem Abtasten zu fragen ein.


Daß ich einmal von einem 1,90m großen Typen in plüschigem Karnickelkostüm für den Verrückteren im Raum gehalten würde, das hätte ich nun nicht gedacht.
Der Hasenmann hat seine erste Überraschung über meine seltsam anmutende Reaktion jedoch einigermaßen verwunden und stellt sich als mein Retter vor. Ein Retter, der jedoch unbedingt anonym bleiben müsse. Deshalb auch die Verkleidung. "Das Spider-Man-Kostüm wäre natürlich cooler gewesen, aber das war im Kostümverleih leider schon vergeben.".


Der Riesenrammler erklärt mir, daß gerade alles daran gesetzt wird, mich nicht nur freizubekommen, sondern auch daß ich den Prozess gewinne. "Wir beobachten die Umtriebe der Familie Capp schon seit langem und wir dürfen nicht zulassen, daß diese bösartigen Eiferer weiter ungestraft ihr Unwesen treiben!"
Hasi stellt sich als Mitglied der Rettet Nemo-Kampagne vor. Es wurden bereits mehr als ein Fünftel meiner Kaution gespendet - die Sympathie der Einwohner von Cockatoo Island liege eindeutig auf meiner Seite und jedermann wünsche, daß ich nicht als Verlierer aus diesem Prozess hervorgehen möge.


Natürlich ist das eine hoffnungsfrohe Botschaft, aber die Erfahrungen der letzten Zeit haben meinem Optimismus einen ordentlichen Nasenstüber erteilt. Ich frage also Meister Lampe, wie ich seiner Ansicht nach den Prozess mit heiler Haut überstehen solle, wenn ich doch bewiesenermaßen dem ollen Capp 30 000 Volt durch den Leib gejagt habe.


Klopfer verkündet, daß die Allianz der Rechtschaffenen bereits den denkbar besten Anwalt für mich engagiert habe. "Mit dessen Hilfe wirst Du garantiert freikommen!" Und mit diesem Versprechen verlässt mich mein belöffelter Freund auch schon wieder - ich erleide zwar beinahe einen Bandscheibenvorfall, als ich ihn wieder zur Lücke im Dach hinaushieve, aber das war mir sein glückverheißender Besuch allemal wert.


Officer Klimt führt mich am nächsten Tag ins Besucherzimmer, wo der versprochene Anwalt meiner harrt. Ich erwarte einen ehrwürdigen älteren Herren im Tweedblazer und bin dementsprechend überrascht, als mich dort ein junger Einheimischer im Lendenschurz begrüßt. Er stellt sich als Waiaka Kamehameha vor, ein Name, den ich mir erstmal irgendwohin tätowieren muss, damit ich ihn mir auch merken kann.
Waiaka ist augenscheinlich aufgeregt. "Dies ist mein erster großer Fall." vertraut er mir an.


Ich frage ihn, wieviele Fälle er denn schon erfolgreich gewonnen habe, und kleinlaut muss er gestehen, daß dies nicht nur sein erster großer Fall sei, sondern auch sein erster Fall überhaupt.
Was mein Vertrauen in seine Fähigkeiten nicht unbedingt verstärkt. Ob mich das blaue Häschen wohl verarschen wollte?
Waikiki Kommahermann scheint mein Misstrauen zu spüren und bittet mich, erst einmal Platz zu nehmen.


"Ich mag zwar noch sehr jung erscheinen, aber ich habe meinen Jura-Fernkurs der Volkshochschule in Homolulu mit Auszeichnung abgeschlossen. Also keine Sorge, Mister Sum, Sie sind bei mir in guten Händen." kräht der Jungspund vergnügt.
Seinen Enthusiasmus teile ich in keinster Weise und frage ihn unverblümt, ob ich nicht einen richtigen Anwalt bekommen könne.


Mit bebenden Lippen bringt das juristisch begabte Kind ein gequältes Lächeln zustande. Bevor jedoch die Tränen aus seinen bereits gefluteten Augen schießen und ich ihn vielleicht noch in mein Taschentuch schneuzen lassen muss, sage ich schnell "Ok, ok. Probiere ich es halt mit Ihnen!"
Nachdem sich der Grünschnabel wieder ein wenig beruhigt hat, erläutert er mir seine Prozess-Strategie.


Die darin besteht, die bösen Seiten Albany Capps ans grelle Licht der Öffentlichkeit zu zerren. Würde der Richter erst einmal sehen, welch Natterngezücht die Insel an ihrem Meerbusen säuge, auf seinen Schultern würde er mich höchstpersönlich im Triumphe aus den Hallen der Justitia tragen.
Ich zolle der lyrischen Phantasie meines infantilen Verteidigers Anerkennung, merke aber meine Zweifel an. Was ist, wenn wir auf einen fähigen Anwalt der Gegnerseite treffen? Möglicherweise einen, der das Juradiplom in einer echten Universität erworben hat?


"Oh... hm... der Staatsanwalt..." druckst Wai...dingsda herum. "Der ist schon eine harte Nuss!" Und erzählt mir, wie unnachgiebig der hiesige Strafverfolger die hiesigen Straftaten verfolge und selbst Surfboardfalschparker zu üppigen Geldstrafen und Sozialdiensten verdonnere, die das übliche Strafmaß weit überschreiten.
Trotzdem kann der Justiz-Azubi meinen Pessimismus nicht teilen. Stattdessen überrumpelt er mich mit der Neuigkeit, daß Free Nemo die erforderlichen 15 000 § beisammen hätte, und ich somit bis zum Prozess ein freier Mann sei - solange ich natürlich auf Cockatoo Island verbleibe, wie es sich für einen gesetzestreuen Bürger geziemt.


Ich kann es kaum abwarten, meinem öden Kerker den Rücken zu drehen und kitzele Officer Klimt so lange, bis er mir lachend die Schwedischen Gardinen aufschließt.
Endlich wieder FREI!
Thatcher ist sogar so lieb, mich mit dem Polizeiwagen wieder nach Hause zu bringen. Ich wünsche ihm ein flapsiges Nimmerwiedersehen und dabei schaut er fast ein wenig traurig aus.


Gretchen und Hot Dog wittern mich schon von Weitem und bereiten mir einen überaus knuddelig-knuffigen Empfang. Bei soviel hingebungsvoller Hundeliebe muss ich doch glatt ein Tränchen verdrücken.
Allerdings stelle ich fest, daß Gretchen unbedingt mal wieder gebadet werden muss und anscheinend unter Flohbefall leidet. Hat sich Eddie denn garnicht um die Tiere gekümmert?


Fluffiköpfchens Begrüßung steht der von den Vierbeinern an Herzlichkeit nicht nach. Nur daß er mein Gesicht nicht mit seiner Zunge ableckt. Was mich aber nicht weiter stört.
"Ich habe Dich so vermisst!" meint er und "Ich habe wohl Heuschnupfen...", als er sich die Augenwinkel trocken tupft.
Ich freue mich zwar auch riesig über's Wiedersehen, weise aber auch auf Gretchens Pflegenotstand hin. Eddie meint dazu, daß das dumme Ding einfach nicht die Krake benutzen wolle, die er extra für sie gebastelt habe


Bevor ich ihn fragen kann, ob er zu tief ins Caipirinha-Fass geschaut hat, plappert er jedoch weiter. Hier im Haus sei soweit alles in Ordnung, auch wenn die Polizei meinen Wachroboter beschlagnahmt hat und seither wieder jeden Morgen die umgekippte Mülltonne auf der Strasse liegt. "Und Du bist ein echter Star geworden, Nemo. Ständig kommen Leute vorbei und erkundigen sich nach Dir! Oben im Schlafzimmer wartet übrigens jemand mit einer Überraschung auf Dich." fügt er dann noch mit Augenzwinkern hinzu.
Oh, ich sollte mittlerweile gewarnt sein vor Eddies Wimpernklimpern!


Stattdessen streife ich mir freudig erregt den Footballhelm über. Die erzwungene Enthaltsamkeit hat mich so spitz gemacht, daß ich die Wendeltreppe in Mach 3-Geschwindigkeit hinauffliege. Heute fühle ich mich fit selbst für einen dritten Touchdown. Ich hoffe, daß Karzan nicht aus der Übung ist!


Kaum habe ich mein Schlafgemach betreten, verfalle ich in Schockstarre. Denn auf meiner Überdecke räkelt sich nicht der erwartete Ex-Footballprofi, sondern Kash Dhavernas - nur mit Unterhose und anzüglichem Blick bewaffnet!
"Hallooooo Lover!" gurrt er lüstern. Mein Zeltaufbau hätte nicht schneller in sich zusammenfallen können, wären die Familienjuwelen in Eiswasser geplumpst.


Erbost möchte ich wissen, was zum Teufel er in meinem Schlafzimmer zu suchen und wo er den Rest seiner Klamotten versteckt hat.
Kash begegnet meiner Empörung mit absolutem Unverständnis. "Ich dachte, wir feiern Deine Entlassung aus dem Gefängnis auf zünftige Weise, mein Liebling. Willst Du mich nicht dafür entschädigen, was ich für Dich getan habe?" Und er eröffnet mir, daß er für meine Freilassung 267 § gespendet habe. "Die komplette Gage für meine Rolle in Lukes Ferien auf Mykonos! Übrigens, dieser Helm läßt Dein Gesicht fett aussehen."


Während mir die Kinnlade Richtung Süden klappt, plappert Kash munter weiter. "Morgen früh nach dem Aufstehen mache ich uns ein Omelett nach dem Geheimrezept meiner Omi. Du wirst staunen! Übrigens fände ich es nett, wenn Du mir in Deiner Kommode eine Schublade freiräumen könntest für meine Poloshirts. Du nutzt den Platz ja eh nicht mit Deiner einen Jeans. Einen weiteren Haustürschlüssel müssen wir auch noch anfertigen lassen oder ich nehme gleich den von Eddie. Ich finde es ja nett von Dir, daß Du Deinen Hausboy im Haus wohnen läßt, aber ich wäre dann doch dafür, ihn im Werkzeugschuppen schlafen zu lassen wie es sich für's Personal geziemt. Achso, bevor ich's vergesse: Beim Juwelier ist momentan Verlobungsring-Ausverkauf. Nur so als Wink mit dem Zaunpf...AaaaAAAAA!"
Das AaaaAAAAA stösst Kash aus, als ich ihn am Unterhosenbündchen gepackt die Treppe hinunterschleife und hochkant aus dem Haus werfe.


Noch ganz aufgewühlt vom offenbar geistig verwirrten Stalker laufe ich Alessandro in die spillerigen Ärmchen, der mich sogleich in den Wintergarten schubst und dessen Tür hinter uns zuwirft.
"Eddie hat einen anderen!" offenbart er mir mit waidwunden Augen


"Kann ich mir echt nicht vorstellen!" entgegne ich ungläubig. "Mit wem soll er denn dann die Haarlackdosen tauschen?"
"Das ist es ja!" schnaubt Alessandro tränenreich. "Sein Neuer hat nicht einmal echte Haare auf dem Kopf!" Worauf ihm ein Sturzbach voller Tränen aus Augen (und auch Nase) rinnt und ihm am Weiterreden hindern. Ich kann nur noch "Kündigung" verstehen und weiß, daß ich fortan die Toilettenbürste wieder selber schwingen darf.


Neugierig, wie ich nun einmal bin, möchte ich beim gemeinsamen Pfannkuchenessen natürlich wissen, wem wir den Putzhilfen-Totalausfall zu verdanken haben - abgesehen von Eddie natürlich. Wer ist also der geheimnisvolle Lover mit fehlendem Eigenhaar?
Doch Eddie gibt sich betont verschwiegen und meint nur, daß da doch nichts gewesen sei, Alessandro eindeutig überreagiere und wir sowieso viel Geld sparen können, wenn wir unsere Bettdecken selber glattstreichen.


Auch die Hunde haben sich in meiner Abwesenheit neue Eigenheiten zugelegt.
Zur Mittagszeit pflegt Hot Dog neuerdings mit wedelndem Stummelschwänzchen vor's Haus zu hoppeln und dort mit gespitzten Ohrwascheln zu warten, bis ein verhärmtes Mädchen vorbeimarschiert, kurz bei ihm stehenbleibt und ihm einen Hundekuchen überreicht. Noch ein kurzes Kopftätscheln später geht sie weiter ihres Weges, während ich doof glotzend am Fenster stehen bleibe - ein MÄDCHEN auf unserer Insel?


Mit Hot Dog muss ich mal ein ernsthaftes Gespräch unter vier Augen führen.
"Hot Dog, Du kannst nicht von jedem fremden Mädchen Hundekuchen annehmen. Auch wenn es ausschaut wie ein reizloses Schneewittchen, könnte trotzdem die böse Hexe mit ihrem vergifteten Apfel dahinterstecken."
Der Kleine starrt mit tränenfeuchten Augen an und schleckt mir danach über's Gesicht. Ich glaube nicht, daß er auch nur ein Wort verstanden hat.


Oder etwa doch? Anscheinend sind meine weisen Worte in den Hohlraum zwischen den Fledermausohren vorgedrungen. Am nächsten Morgen macht er dem widerlichen Schleimbeutel Nestor Capablanca vorm Haus die Hölle heiß.
Braver Hund!


Zumindest wird das Geheimnis um die Krake gelüftet - ein sich drehender und dabei wasserverspritzender Holz-Octopus, den Eddie nach einem Semester "Schnitzen für Anfänger" an der örtlichen Volkshochschule höchstpersönlich gezimmert hat und der so zum Fürchten ausschaut, daß sich das sensible Gretchen nicht in seine Nähe traut. Hot Dog hingegen schon, und auch ich muss sagen, daß es Spaß macht, an heißen Tagen drumherum zu hüpfen.


Farzan ruft an und teilt mir mit, daß er zu Ehren meiner Haftentlassung eine Party organisiert habe. Das weckt nicht gerade unbändige Vorfreude in mir, denn die Party soll in meinem Hause stattfinden. Die ganze Arbeit bleibt also letztendlich an mir und Eddie kleben; mein Freund hat lediglich sich selbst und die übrigen Gäste eingeladen.
Trotzdem sage ich zu, nicht daß mein Liebster noch einen Flunsch ziehen muss.

"Nemo, Du hast vergessen, Champagner einzukaufen! Wie soll ich mir nun einen Flirtini mixen?" Farzan schaut mich vorwurfsvoll an.
Die Party ist in höchstem Gange, seit Eddie meine Radiohead-CD aus dem Player genommen und Lady Gaga aufgelegt hat.
Als Dresscode hat mein Liebster "Badehose" ausgegeben - was nicht besonders originell ist auf einer tropischen Insel, aber bei diesen Temperaturen und vorzeigbaren Sixpacks durchaus angenehm ist. Vergessen hat Farzan jedenfalls so gut wie keinen meiner Freunde und Bekannten: Mein ehemaliger Arbeitskollege Mehdi wurde ebenso eingeladen wie Officer Klimt, selbst Luke Rhinestone ist da, um internationalen Star-Glamour zu verströmen.

Weswegen ich nur wenig staune, daß sogar mein juveniler Strafverteidiger aufkreuzt. Weihwasser Kamelhaar bedankt sich artig für die Einladung und versichert mir, daß bei der Gerichtsverhandlung übermorgen eigentlich nichts schiefgehen kann. Mir persönlich wäre es lieber gewesen, mein Anwalt würde über "Juristerei für Dummies" brüten, um sich eine Strategie für die Verhandlung zurechtzulegen, anstatt seine Boardshorts auf meiner Terrasse spazierenzuführen.

Ach was soll's! Heute abend will ich noch einmal Spaß haben. Wenn mein Advokat vielleicht auch eher Ally McBeal als Perry Mason ähnelt, tanzen kann er wie ein junger Baryshnikov.

Beim Essen setze ich gerührt zu einer Rede an.
"Ich bin euch zu Dank verpflichtet, daß ihr mich aus dem elenden Knast gerettet habt. Nichts für ungut, Officer Klimt, aber das Gefängnisdach müsste unbedingt mal grundsaniert werden - durch die Löcher im Dach passen ja mannshohe Karnickel durch! Aber zurück zum Thema..."
Ich schlucke gerührt ein Tränchen hinunter. "Ich bin unglaublich stolz darauf, solche Freunde wie euch zu haben, die es geschafft haben, innerhalb so kurzer Zeit 15.000 § zusammenzutragen, um mich auszulösen!"

Als Justizvollzugsbeamter hat Thatcher Klimt auch Überblick über die Kautionszahlungen und offenbart nun frohgemut seinen Erfahrungsschatz.
"Ich hätte nie gedacht, daß die Rettet Nemo-Initiative das Geld zusammenkratzen kann. Zuerst kamen ja nur Pfennigbeträge rein. Wer von euch Jungs hat also die restlichen 14.378 § draufgelegt?"


Ein betretenes Schweigen legt sich über den Tisch und ein jeder schnibbelt andächtig am gegrillten Rippchen auf dem Teller vor sich.
Ich möchte es nun genauer wissen. "Ich wurde also nur von einem einzigen Spender aus dem schimmeligen Verlies gerettet?"
Eddie ist verschnupft. "Na hör mal, ohne meine neun Simoleons fuffzig wären die 15.000 auch nicht voll geworden!"
Auch der Officer ist betrübt. "Ich versprühe doch jede Woche einmal Schimmel-Ex in den Zellen!"

Am späten Abend verabschieden sich die Gäste nach und nach. Ich bin immer noch ganz perplex von Thatcher Klimts Offenbarung und würde zu gerne das Geheimnis lüften.
"Sag mal, Mehdi..." Ich ziehe meinen ehemaligen Kollegen diskret zur Seite. "... hast Du etwa über 14.000 für meine Freiheit hingeblättert?"
"Ähm, Nemo, ehrlich gesagt konnte ich nur vier Simoleons beisteuern. Du weißt doch, wir EA-Entwickler bekommen momentan keine Gehaltserhöhung, weil der Verkauf von Sims Mittelalter so schleppend läuft. Und bald kommt die neue Dolce & Gabbana Sommerkollektion raus, auf die ich sparen muss... das kannst Du doch verstehen, alter Freund?"
Naja, ich verstehe zumindest, daß ich den Kontakt zu Mehdi auf meiner Facebook-Seite löschen werde!

Aber ich habe ja sowieso einen anderen Verdacht.
"Du kleiner Schelm!" Ich presse Farzans durchtrainierten Körper an mich. "Von wegen 100 §... ich hab's doch gleich gewusst, daß Du die 14.378 § hingeblättert hast. Natürlich werde ich Dir alles zurückzahlen - sobald ich ungefähr 30 restaurierte Autos verkaufen konnte."
Wie niedlich, Farzan wird richtig rot und gerät ins Stottern.
"Ach, das musst Du nicht, Nemo. Ich hab's doch... gern getan. Aber ich lasse mich gerne in anderer Währung auszahlen." setzt er mit schelmischem Zwinkern hinzu.

"Wir müssen aufstehen, großer Schlafbär ..." gurre ich meinem noch schnarchenden Liebsten ins flaumbedeckte Ohr. Bald beginnt die Verhandlung und ich will mich in respektablem Zustand präsentieren.
Wie gut, daß ich die meiste Zeit der Nacht einen Helm trug, sonst hätte ich fürchterliche Kopfschmerzen, so oft wie mein Schädel gegen das Betthaupt prallte.

Ich kippe beinahe in Ohnmacht, als ich die Treppe herunterkomme - Schnurcheli 2000 hat einen Software-Fehler und verteilt nun fleißig stinkenden Müll auf dem Boden. Ausgerechnet heute, wo ich eh schon in Eile bin!
Selbst Hot Dog wird's ganz anders bei diesem abscheulichen Gestank, und das, wo er doch so gerne an Gretchens Hinterteil riecht.

Verzweifelt versuche ich, die Amokfahrt des durchgeknallten Roboters zu stoppen und tippe mir die Finger auf der Fernbedienung wund. Nach schier endlosem Tastenhauen, begleitet von nicht jugendfreien Flüchen, begibt sich der Unhold rauchend und funkensprühend auf seine Ladestation.


Wo zum Teufel steckt Eddie? In letzter Zeit übernachtet er oft außer Hause, ohne daß er mir sagen würde, wo. Und gerade jetzt könnte ich wirklich seine fachmännischen Putzkräfte gebrauchen!
Fieberhaft repariere ich die vermaledeite Teufelsmaschine. Schließlich muss Schnurcheli den Unrat schnell wieder beseitigen, bevor Farzan sein holdes Haupt von der Matratze lüpft und hier unten die Bescherung sieht. Der denkt doch sonst, bei mir würde es immer so ausschauen! Statt schon mal die Kehrschaufel zu apportieren, gucken unsere Hunde nur dumm. Ich muss ihnen mal bessere Tricks beibringen anstatt solch unnützen Kram wie Pfötchengeben und Sich-tot-stellen (wofür brauchen sie übrigens DAS?).

Eine halbe Stunde später ist sowohl der Roboter repariert als auch der Dreck in der Wohnung beseitigt. Farzan wird schnell zur Vordertür hinausbugsiert, bevor er die Müllberge auf der hinteren Veranda erblickt.
"Wirklich, Nemo, Deine Köter stinken zum Himmel!" meint er, während er verdrossen die göttlichen Nasenflügel kräuselt. "Du solltest die Viecher wirklich abschaffen!"
Ich verabschiede ihn hastig mit einem zärtlichen Kuss, bevor das wieder zur Debatte über das Für und Wider von Hundehaltung wird. Und höre dabei das Klicken eines Fotoapparates aus den Büschen. Gibt es etwa Spanner in der Nachbarschaft? Egal, ich habe gerade andere Probleme!
"Drück mir die Daumen für die Verhandlung, Farzan!" verabschiede ich den Mann meiner Träume.

Die Gerichtsverhandlung findet im geheiligten Steinkreis der Ur-Insulaner statt. Der war in früherer Zeit für religiöse Zeremonien und Exekutionen reserviert, doch mittlerweile wird der mythische Platz nur noch für Gerichtssitzungen und den wöchentlichen Hula-Tanzkurs genutzt.
Auch Captain Pourne ist anwesend, dem ich vertrauensvoll zuzwinkere. Er ignoriert mich und eröffnet die Sitzung. Der Captain kann sich so formell ausdrücken, daß man selbst die Klammer-Satzzeichen mithört.
"Strafverfahren Aktenzeichen LP/Z-203: In Sachen Capp vs. Nemo. Vorsitz hat der Ehrenwerte Richter Kalakaua, Beisitzer ist Captain Chason Pourne. Der Angeklagte wird von Waiaka Kamehameha (halbwegs Bachelor of Laws) vertreten, der Kläger von Dr. Dougal Bannister (Juris Doctor, LL.B. Hons.)."

"Na hoffentlich geht es nicht wieder um ein falsch geparktes Surfboard!" murrt der Ehrenwerte Richter Kakaokaba. "Ich habe mir beim letzten Hula-Kurs die Bandscheibe verrenkt und das Sitzen auf diesen kalten Steinthronen ist die Hölle für meine Hämorrhoiden! Ich dulde also keinen Unfug heute in meinem Gerichts-Steinkreis!"

"Oh-oh!" wispert mein kleiner Anwalt.
"Was meinen Sie mit 'Oh-oh'?" zische ich ihm ärgerlich zu und vergesse darüber, zu fragen, was das 'halbwegs' in seinem juristischen Titel zu bedeuten hat.
"Ausgerechnet Bannister. Das ist ein ganz harter Brocken. Dazu noch ein schlecht gelaunter Richter... na das kann ja was werden!" Walkietalkie wischt sich den Angstschweiß von der Stirn.

Ich schiele verzagt zum Nebentisch, wo sich Kläger und Staatsanwalt verschanzt haben.
Beide sind gerade in eine erregte Diskussion verstrickt, die leider so leise geführt wird, daß ich kaum ein Wort verstehe. Nur den letzten Satz des Rechtsverdrehers kann ich aufschnappen.
"... seit 1927 ist die Todesstrafe auf der Insel abgeschafft, das kann ich also schwerlich als Strafmaß verlangen, Mr. Capp!"
Der Jurist ist anscheinend genervt von seinem Klienten. Geschieht ihm nur recht!

"Schluss mit dem Getuschel!" herrscht uns Richter Kalauer an. "Herr Staatsanwalt, Sie haben das Wort. Kann mir derweil jemand ein aufblasbares Kissen bringen?"
Ich frage mich, woher ich den rothaarigen Anklagevertreter kenne. Er kommt mir vage bekannt vor. Ich verabscheue den rothaarigen Streber bereits jetzt zutiefst.

Besagter Streber springt eilfertig auf.
"Der zu einem unbekannten Zeitpunkt geborene Nemo Sum, wohnhaft in der Simlane 10, wird angeschuldigt, meinem Mandanten, Herrn Albany Capp, wohnhaft im Heterosexuellen-Milieu, am 12. Juli diesen Jahres unter Zuhilfenahme eines sogenannten Wachroboters vorsätzlich einen lebensbedrohlichen Elektroschock von 30.000 Volt zugefügt zu haben. Die damit verbundene Verletzung und wahrscheinliche Todesfolge nahm der Angeklagte zumindest billigend in Kauf."

Richter Kalterkaffee wird hellhörig. "Na das ist ja ein Ding! Angeklagter, bekennen Sie sich schuldig oder nicht schuldig?"
"Nicht schuldig, Euer Ehren!" fiepse ich kläglich und lächle den Richter vertrauenswürdig an. Mein abgebrochener Vorderzahn läßt ihn jedoch erschrocken zusammenzucken. Ich fürchte, mein Ersteindruck fiel nicht so positiv aus wie erhofft.

"Herr Staatsanwalt, rufen Sie Ihren ersten Zeugen auf."

Der erste Zeuge ist natürlich Albany Capp, der nun tränenreich wiedergibt, wie er eines schönen Sommermorgens nichtsahnend an meinem Haus vorbeispazierte, und dabei auf die Idee kam, einen kurzen Blick in die Zeitung zu werfen, die dort auf der Straße lag.
"Ich wollte nur nachschauen, was auf der Insel geschehen war - im Heterosexuellen-Ghetto bekommt man vom sündi..." Albany räuspert sich, "... bekommt man vom Inselleben so gut wie nichts mit."
"Sie wollten die Zeitung also wieder zurücklegen, sobald Sie die Schlagzeilen studiert hatten?" will der Ankläger wissen.
"Selbstverständlich! Ich bin ein gottesfürchtiger Mann und würde niemals stehlen! Doch plötzlich flog so ein metallenes Ding auf mich zu. Ich verspürte nur noch einen entsetzlichen Schmerz, bevor ich das Bewusstsein verlor. Ich kann von Glück sagen, daß ich den Mordanschlag überlebte. Doch ich leide immer noch an den Folgebeschwerden." Mit zitterndern Fingern deutet er auf sein riesiges blaues Auge, das mir erst jetzt auffällt.

Der Richter macht ein besorgtes, wenn gleich verwirrtes Gesicht. "Der Bluterguss in Ihrem Gesicht wurde also durch den Stromstoss verursacht?"
"Nein, Euer Ehren, aber seither wird mir häufig schwarz vor Augen, und ich klappe einfach zusammen. Erst vorgestern stürzte ich unglücklich und stieß mir das Auge an der Faust meiner geliebten Gattin, die mir geistesgegenwärtig zu Hilfe eilen wollte."


Über solch ein offensichtliches Lügengebilde von Münchhausen-Ausmaß kann ich nur ungläubig lächeln.

"Herr Richter, ich bin empört! Selbst in dieser Lage hat der Angeklagte offensichtlich nur Hohn und Spott für sein Opfer übrig. Von Reue keine Spur!"
Mit gespieltem Entsetzen macht der lumpige Staatsanwalt den betagten Gerichtsvorsitzenden, der soeben sanft weggeschlummert war, auf mein Grinsen aufmerksam.

Ungehalten über den jähen Abbruch seines Nickerchens stimmt der Richter der allgemeinen Empörung zu. "Angeklagter, gucken Sie gefälligst reumütig," nuschelt er schlaftrunken. "Wo waren wir, Herr Staatsanwalt?"
"Keine weiteren Fragen, Euer Ehren."
"Achso, äh, ja, ähm, dann ist wohl der kleine Junge von der Verteidigung dran."

Captain Pourne hat die Verwirrtheit des greisen Kadis wohl schon öfter erlebt und stellt sich auf eine lange und umständliche Verhandlung ein.


"Der kleine Junge von der Verteidigung" springt endlich auf, um seinem Job nachzugehen, für den er bezahlt wird: Mich zu verteidigen!

"Euer Ehren, ich werde beweisen, daß Mr. Capp ein durchtriebener Zeitungsdieb ist, obendrein ganz eindeutig Homosexuelle hasst und einen harmlosen Stromstoss demzufolge mehr als verdient hat."

"Einspruch!" kräht sofort das rote Gift von der Anklagebank.
"Daß Mr. Capp Homosexualität für Sünde hält und es deswegen als seine Pflicht ansieht, die Homosexualität von unserer Insel zu tilgen, ist verabscheuenswert, tut hier aber nichts zur Sache! Hier geht es einzig und allein darum, daß Mr. Sum einen tödlichen Wachroboter einsetzte."

"Einspruch stattgegeben. Mr. Kamehameha," poltert der Richter. "Was Mr. Capp Verwerfliches in seiner Freizeit treibt, tut hier nichts zur Sache. Holen Sie mir die Zeugen in den Gerichtskreis, die beweisen können, daß der Stromschlag tatsächlich so harmlos war, wie Sie ausführen, sonst komme ich gleich zur Urteilsverkündung."

Ich bin so erschüttert. Nicht nur wegen der Strenge des Richters, sondern auch daß Captain Pourne nun aus Langeweile Vögel beobachtet. Oder vielleicht auch die Jungs auf der Tschechischen Seite, die gerade wildkreischend und unbekleidet Kokosnüsse von den Palmen ernten.

Kandiskaramell bleibt die Spucke weg. "Ähm... aber damit geht meine ganze Verteidigungsstrategie flöten! Hm ja, Zeugen... ich befürchte, da habe ich keine...."
Nun zieht er einen Flunsch und ich erwarte, daß der Kleine jeden Moment in Tränen ausbricht. ICH für meinen Teil tu dies sowieso gleich.


Der Kadi kann nicht glauben, was sich da gerade vor ihm abspielt, und schaut flehentlich gen Himmel. Der göttliche Beistand bleibt jedoch aus.
"Dann bitte ich jetzt um Ihre Schlussplädoyers, meine Herren, damit dieser Bauernschwank ein Ende hat. Ich habe noch eine Verabredung zum Boccia-Spielen, außerdem läßt die Wirkung meines Blutverdünnungsmittels nach."

Der diabolische Staatsanwalt fasst die Fakten nochmal aus seiner Sicht zusammen. Unverantwortlich hohe Voltanzahl... blabla... Inkaufnehmen der Todesfolge... blabla. Interessant wird es, als er seine Vorstellungen vom Strafmaß verkündet.
"Ich fordere eine Entschädigung von 100 000 § für Mr. Capp."
Daß der sich nun aus Vorfreude beinahe einnässt, ist verständlich. Mir hingegen schwinden bereits die Sinne.

Mein Verteidiger springt nun ebenfalls auf. Sein Schlussplädoyer wird gewiss nicht in die Ruhmeshallen der internationalen Rechtsprechung eingehen.
"Hach Sie haben mich jetzt ganz aus dem Konzept gebracht, euer Ehren. Ich beantrage eine Vertagung des Prozesses, damit ich mich noch einmal neu daraufvorbereiten kann."

"Sind Sie von allen guten Geistern verlassen?" poltert der Richter ungehalten. "Diesen ganzen Quatsch tu ich mir nicht noch einmal an! Im Namen des Volkes von Cockatoo Island verkünde ich folgendes Urteil. Dem Antrag der Anklage auf eine Entschädigung von 100 000 § wird nicht stattgegeben. Dieser Betrag ist abstrus, denn wie deutlich zu sehen ist, kann sich Mr. Sum nicht einmal einen ordentlichen Zahnarzt leisten. Da kann Mr. Capp ja Ewigkeiten auf sein Geld warten."

Ich atme erleichtert auf. Bin ich etwa doch nochmal davongekommen?

Der alte Mann ist jedoch noch nicht fertig.
"Mr. Sum, ich verurteile Sie wegen der fahrlässigen Inbetriebnahme eines tödlichen Wachroboters hiermit zu einer Freiheitsstrafe von 3 Jahren auf Bewährung. Als finanzielle Entschädigung für den erlittenen körperlichen Schaden überantworte ich den Besitz des Haupthauses in der Simlane 10 an Mr. Albany Capp. Da die Autowerkstatt auf dem Gelände die finanzielle Grundlage ihres Lebens darstellt, dürfen Sie diese behalten. Die Verhandlung ist geschlossen."

Ächzend will der Richter seine morschen Knochen vom steinernen Thron lösen, da fällt ihm Captain Pourne ins Wort.
"Euer Ehren, laut unseren Inselgesetzen darf Mister Capp kein Haus auf einem Strandgrundstück besitzen, da er nicht auf Cockatoo Island geboren wurde."

"Nun, dann soll er es eben jemandem überantworten, der das Recht darauf hat. Aber das liegt nun in der Entscheidungsgewalt von Mr. Capp. Ich gehe jetzt Boccia spielen."


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